Die Affaire Kießling kann als Paukenschlag der geistig-moralischen Wende der damals neuen Kohlregierung gewertet werden.
Gleichgültig, wer zu jener Zeit den Fels ins Rollen brachte -Homophobe Konservative im Westen oder gar der DDR-Geheimdienst, um den ehemaligen Befehlshaber der NATO-Landstreitkräfte zu diskreditieren- die deutsche Diskussion um die gesellschaftliche „Schädlichkeit“ von Homosexualität musste zum ersten Mal im Nachkriegsdeutschland sehr heftig und offen geführt werden.
(Zur Erinnerung der §175 war noch nicht abgeschafft und Homosexualität galt nach UNO-Definitition als Geisteskrankheit.)
Ob Herr Kießling nun tatsächlich schwul war, spielt für die Folgen der Affaire eine eher untergeordnete Rolle. Schwule in der Bundeswehr, heute offiziell kein Hinderniss mehr – damals undenkbar im wahrsten Sinne des Wortes. Der Umgang mit demThema Homosexualität in Bundeswehr im Jahr 1983 ist heute nur noch vergleichbar mit dem Thema schwule Fußballer in der Deutschen Bundesliga.
Der Fels, der losgetreten gebracht wurde, rollte den heuchlerischen Konservativen über die eigenen Füße. Die öffentliche Meinung folgte den Spießern aus Bonn nicht. Das tat wirklich gut!
Auch wenn wir „Andersartigen“ häufig immer noch Opfer von tätlichen Übergriffen sind, uns Arbeitgeber und Vorgesetzte in der Praxis benachteiligen und uns gleiche Bürgerrechte immer noch verwehrt sind, sind wir nicht mehr „wegzudenken“.
Der Fels rollt weiter!
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